Die Design-Sicht: Das Design-System für White-label Mobility Apps

März 9, 2023
4 min
Die Corona-Pandemie hat sich auf fast alle Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens ausgewirkt. Auch mit Blick auf die Mobilität hat die Krise für noch nie da gewesene Verhältnisse gesorgt und Entwicklungen beschleunigt, die sich sonst wahrscheinlich erst in einigen Jahren realisiert hätten. Mobility-as-a-Service (MaaS) kann eine Lösung für Mobilitätsanbieter sein, um mit den Folgen der Pandemie umzugehen.
Mobimeo entwickelt eine Mobility-as-a-Service-Plattform (MaaS) für die Alltagsmobilität. Unser Ziel ist es, Mobilität einfacher und Städte grüner zu machen – deutschlandweit. Hierfür unterstützen wir öffentliche Verkehrsunternehmen und -verbünde als Partner bei der Digitalisierung ihres Angebots. Um Tempo aufzunehmen und die digitale Kundenschnittstelle nicht branchenfremden Technologieunternehmen zu überlassen, sind unserer Meinung nach Standards für die wesentlichen Bereiche einer MaaS-Plattform notwendig. In einer Serie von Blog-Beiträgen zeigen unsere Teams, wie wichtig Standards für eine deutschlandweite MaaS-Plattform sind. Diesmal sprechen wir mit Sorin Oprisor, User Experience (UX) Designer bei Mobimeo.

Hi Sorin, die Designer bei Mobimeo sind Teil verschiedener Produkt-Teams. Welche Hashtags fallen dir aus Design-Sicht zum Thema „einheitliche Mobilitätsplattform“ ein?

Da kommt mir als erstes #EasyAccess in den Sinn.

 

Was genau meinst du damit?

Vor allem unsere Designsprache! Unser Credo bei Mobimeo ist „radikal einfach“. Deshalb orientiert sich unsere Designsprache auch an dem großartigen Industriedesigner Dieter Rams, der das reduzierte und ikonische Design von Braun geprägt hat. Unsere Designsprache ist der Rahmen, in dem wir uns bewegen: Bei der Entwicklung unseres Design-Systems und des aus unserer Sicht besten User Interfaces (UI) für Mobiltäts-Apps. Dabei haben wir aus zwei Gründen von Anfang an auf ein einheitliches, standardisiertes Design gesetzt. Die Nutzer:innen sollen ohne Umwege und mit einem Blick an die Informationen kommen, die sie benötigen. Und unsere Kunden bekommen aufgrund unseres White-label-Ansatzes Apps im Look-and-feel ihrer Marke, die ohne Anpassungsaufwand (Customizing) und mit hoher ästhetischer Qualität schnell einsetzbar sind. Um beides zu erreichen setzen wir auf standardisierte Layout-Elemente, die dafür sorgen, dass diese Apps immer einheitlich aussehen, auch wenn mehrere Teams daran arbeiten. Der Wiedererkennungswert zentraler Elemente ist für die Usability von Mobimeos Apps unerlässlich, sonst verirren sich die Nutzer:innen zum Beispiel bei der Routensuche in einem Wirrwarr an verschiedenen ÖPNV-Anbietern und Sharing-Providern. Unser Ziel ist es, genau das zu vermeiden. 

 

Wie sorgt ihr denn dafür, dass alle Teams an einem Strang ziehen?

Dafür sind interne Guidelines und Prozesse unerlässlich. Wir haben verschiedene Checkpoints etabliert, um sicherzustellen, dass alle Beteiligten in die gleiche Richtung denken und arbeiten. Wenn beispielsweise ein neues Feature entwickelt wird, muss der beziehungsweise die verantwortliche Designer:in es in unserem Design Review Meeting immer zweimal präsentieren. Dabei wird das Feedback aus der ersten Runde erst einmal umgesetzt, um die optimierte Version dann ein zweites Mal vorzustellen. Alle zwei Wochen haben wir außerdem Design Chapter Days, bei denen alle Design-Teams über neue Prozesse und neue Versionen der von uns verwendeten Software informiert werden.

 

Fällt dir noch ein zweites Hashtag in Bezug auf „einheitliche Mobilitätsplattform“ ein?

Ich glaube, ich spreche im Namen unserer ganzen Mannschaft, wenn ich #BestUsability ins Rennen schicke. Die Usability - die Benutzerfreundlichkeit - ist entscheidend dafür, dass die Nutzer:innen eine App dauerhaft verwenden. Auch wenn wir die besten Designer:innen an Bord haben, brauchen wir immer den Reality-check mit den Nutzer:innen. Deshalb arbeiten wir eng mit unserem User Research-Team zusammen. Um Einblick in die Bedürfnisse der Nutzer:innen zu bekommen, hat es zum Beispiel den „Insights Train“ sowie moderierte und unmoderierte User-Tests etabliert. An diesen und anderen Formaten nehmen wir regelmäßig teil, um wertvolles Feedback zu bekommen. Dazu kann dir unsere User Research Lead Karla mehr erzählen. Natürlich haben wir auch die Ergebnisse unseres Analytics-Teams immer im Blick, um das Design der Apps auf der Grundlage von Nutzungsdaten ständig zu verbessern.

 

Alle guten Dinge sind drei: Was fällt dir als drittes Hashtag ein?

#Accessibility. Ehrlich gesagt sind wir noch nicht ganz da, wo wir hinwollen, aber wir sind auf einem sehr guten Weg. Die Farben unseres Design-Systems entsprechen der Güteklasse AA der in den Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) definierten Standards. Von den drei Güteklassen A, AA und AAA soll nach aktuellem Stand innerhalb der Europäischen Union AA für Barrierefreiheit verpflichtend werden. Für digitale Angebote bedeutet das: Je kleiner die Schrift, desto größer der Kontrast. Dabei haben wir auch die dynamische Anpassung der Schrift auf verschiedenen Geräten im Blick. Wird sie vergrößert, dürfen keine Elemente abgeschnitten werden oder Informationen verloren gehen. Als nächsten Schritt arbeiten wir an der Sprachausgabe für Menschen mit Sehbehinderungen.

 

Was ist aus Sicht deines Teams noch wichtig, damit die von Euch gestalteten Apps erfolgreich sind? 

Für uns ist vor allem die Dynamik unter den verschiedenen Designern von Bedeutung. Wir arbeiten nicht in Bubbles, sondern tauschen uns regelmäßig aus - mit dem übergeordneten Ziel, unsere Plattform kontinuierlich zu verbessern und nach vorne zu bringen. Das gilt auch disziplinübergreifend für die Zusammenarbeit mit den Kollegen aus Product und Engineering (Tech). Hierzu haben wir regelmäßige DEP-Sessions (Design-Engineering-Product), bei denen wir die Erwartungen an das gemeinsame Produkt aus den verschiedenen Perspektiven abgleichen. Das hilft uns sowohl bei strategischen Entscheidungen als auch dabei, Prioritäten für unsere Product-Roadmap zu setzen.

 

Wie sind die Teams bei Mobimeo eigentlich strukturiert?

Wir setzen vor allem auf vertikale Teams, die immer aus Product-, Tech-, Research- und Design-Experten bestehen. Dabei fungiert jeder als Botschafter für seine eigene Disziplin – und für Mobimeo als Unternehmen. Letztendlich arbeiten wir alle eng mit ÖPNV-Anbietern und Sharing-Providern zusammen, damit am Ende die beste UX entsteht.

 

Welche Gründe gibt es noch, dass Standards eine so große Rolle für eine gute UX spielen?

Wir müssen bei Mobimeo eine Vielzahl von Mobilitätsanbietern und Funktionen unter einen Hut bekommen. Je mehr Standards wir dabei auch im Design etablieren, desto einfacher können die Nutzer:innen am Ende das für sie passende Mobilitätsangebot suchen und buchen. Deshalb unterscheiden sich die Darstellung der ÖPNV-Anbieter und Sharing-Provider innerhalb unserer App nicht. Alle Suchergebnisse werden gleich dargestellt. Das erleichtert die Übersichtlichkeit und Vergleichbarkeit enorm. Das Gleiche gilt auch für die Buchungen: Der Buchungsprozess soll immer ähnlich aussehen, egal ob es sich um ein ÖPNV-Ticket oder eine E-Scooter-Buchung handelt. Natürlich werden jeweils unterschiedliche Informationen benötigt, wir nutzen allerdings den gleichen UI-Stil sowie die gleichen Design-Elemente und Interaktions-Paradigmen. Am Ende sieht ein aktives ÖPNV-Ticket in unserer App fast genauso aus wie eine aktive Carsharing-Buchung. Unsere Aufgabe ist es schließlich, die Bedürfnisse einer sehr breiten Zielgruppe zu erfüllen, die hinsichtlich ihres Alters und anderer demografischer Faktoren sehr divers ist.

 

Letzte Frage: Für dich als UX-Designer, was ist deine Zukunftsvision für Mobimeo?

Für mich persönlich ist die Antwort ganz klar: Wir wollen das Best-in-class-Design für Mobiltäts-Apps entwickeln.

 

Vielen Dank für das Gespräch, Sorin.

Tags

chevron-left