„Was sind die Vorteile von MaaS für Städte, Isabelle?"

Januar 20, 2022
3 min
Die Corona-Pandemie hat sich auf fast alle Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens ausgewirkt. Auch mit Blick auf die Mobilität hat die Krise für noch nie da gewesene Verhältnisse gesorgt und Entwicklungen beschleunigt, die sich sonst wahrscheinlich erst in einigen Jahren realisiert hätten. Mobility-as-a-Service (MaaS) kann eine Lösung für Mobilitätsanbieter sein, um mit den Folgen der Pandemie umzugehen.
Mobility-as-a-Service (MaaS) ist ein Schlagwort, das ganz unterschiedlich ausgelegt wird – je nachdem, wer es benutzt. Für Mobimeo als Anbieter einer MaaS-Plattform ist es Teil unserer DNA. Deshalb möchten wir das Thema aus verschiedenen Perspektiven analysieren und zeigen, was es für uns bedeutet. In einer Serie mehrerer Interviews befragen wir interne Expert:innen zu ihrer persönlichen Sicht auf MaaS. Mit unserer nächsten Interviewpartnerin Isabelle, Head of Partner Management and Business Development, werfen wir einen genaueren Blick auf Mobimeos Vision, die Mobilität in Städten zu verändern, und sprechen mit ihr darüber, wie MaaS diesen Wandel tatsächlich vorantreiben kann.

Welchen Nutzen bringt MaaS für Städte?

Ich glaube, dass MaaS – als in hohem Maß effizientes Mobilitätskonzept – für Städte in vielerlei Hinsicht von Vorteil sein kann. MaaS kann das Mobilitätsverhalten der Nutzer:innen ändern, indem es personalisierte Mobilitätsdienste und -optionen anbietet, die den jeweiligen Bedürfnissen entsprechen. Insgesamt werden den Nutzer:innen verschiedene Verkehrsmittel besser zugänglich gemacht: Wir sprechen von „Mobilität aus einer Hand”. Die Städte profitieren vom sozialen und ökologischen Ansatz von MaaS, der sich in einem offenen, diskriminierungsfreien Zugang zu Mobilität widerspiegelt, der eine Alternative zum privaten Auto bietet und zum Beispiel Gamification-Elemente nutzt, die eine nachhaltige Mobilität belohnen. Dies führt zu einer besseren Nutzung des knappen öffentlichen Raums in Städten und wirkt sich positiv auf die Umwelt aus.

 

Wie kann MaaS dazu beitragen, dass die Städte ihre Nachhaltigkeitsziele erreichen?

Durch die Kombination neuer Mobilitätsformen mit traditionellen Angeboten wie dem öffentlichen Personennahverkehr unterstützt das MaaS-Konzept einen Paradigmenwechsel in der städtischen Mobilität. Der Einsatz von MaaS-Lösungen trägt dazu bei, dass Städte CO2- und NO2-Emissionen, die Verkehrsüberlastung und die Umweltverschmutzung verringern können. Dieser regionale Ansatz lässt sich auch global einbinden: Das Ziel Nummer 11 der Sustainable Development Goals (SDGs, Ziele für nachhaltige Entwicklung) der Vereinten Nationen lautet: „Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestalten“. Für die Mobilität sind die Hebel hierfür eine bessere Angebotsplanung, mehr Informationen zur Fahrzeugnutzung und ein nahtloser (digitaler) Zugang zu allen Verkehrsmitteln.

Dadurch wird es einfacher und attraktiver, eine Alternative zum eigenen Auto zu nutzen. Bezahlbare und nachhaltige Mobilitätsangebote sind ein entscheidender Faktor für die Erreichung aller 17 SDGs der Vereinten Nationen – auch Agenda 2030 genannt!

 

Welche Möglichkeiten bietet die datengestützte Verkehrsplanung?

Die Nutzung von Daten ermöglicht nicht nur neue Geschäftsmodelle, sondern kann sich auch positiv auf das traditionelle Kerngeschäft von Verkehrsunternehmen auswirken. Analysen der Mobilitätsbedürfnisse der Menschen können datengestützte Entscheidungen darüber ermöglichen, welche Strecken zu welcher Zeit und mit welcher Kapazität sinnvoll zu planen sind. Diese Analysen können einen ersten Schritt zum Aufbau eines bedarfsorientierten Verkehrssystems (Demand Responsive Transport, DRT) darstellen, das viel effizienter sein kann als Mobilitätsangebote der Vergangenheit.

Neben der Datenanalyse sind Aufbau und Betrieb von DRT-Systemen ein Teil des Gesamtkonzepts von MaaS. Mobimeo bietet mit den Schwesterfirmen ioki und CleverShuttle ein integriertes Angebot aus allen drei Elementen.

 

Welche Partner brauchen die Städte, um MaaS-Lösungen zu implementieren?

An einem MaaS-System sind grundsätzlich mehrere sich ergänzende Akteure und Partner beteiligt. Mobimeo betreibt nicht nur die MaaS-Plattform und integriert eine Vielzahl von öffentlichen und privaten Mobilitätsdienstleistern, sondern verbindet auch verschiedene Routing-Anbieter und Ticketing-Systeme. Außerdem binden wir auch Dienste von Drittanbietern, z. B. für Parkplatzwahrscheinlichkeiten, in unsere Plattform ein.

 

Welche Herausforderungen können bei der Einführung von MaaS-Lösungen auftreten und wie hilft Mobimeo, sie zu bewältigen?

Vor allem in Deutschland stellen wir bei den verschiedenen ÖPNV-Anbietern eine starke Fragmentierung der Tarife, der verwendeten digitalen Systeme und der Organisationsstrukturen fest. Projekte, die eine technische Standardisierung vorantreiben, zum Beispiel durch die Einführung von Produkt- und Kontrollmodulen (PKM), können dabei helfen, dieser Ausgangssituation angemessen zu begegnen. Wir wissen aber auch, dass Offenheit gegenüber regionalen Besonderheiten, wie z.B. Quellen für Echtzeitdaten, ein wichtiger Faktor ist, um dem Bedarf der Nutzer:innen an den besten verfügbaren Informationen gerecht zu werden. Unsere Plattform bietet die notwendigen Schnittstellen für ihre Integration. Zusammen ergeben diese Elemente eine stabile, skalierbare und zukunftssichere Lösung, die die Risiken in Bezug auf Kosten und Implementierung minimiert.

 

Ab wann ist mit wesentlichen Veränderungen zu rechnen?

Aufgrund der Corona-Pandemie haben viele Unternehmen, auch im Bereich der neuen Mobilität und der Mikromobilität, ihren Service eingestellt oder reduziert. Der grundlegende Bedarf der Nutzer:innen – wie Ergänzungen zum öffentlichen Nahverkehr, insbesondere für die erste und letzte Meile, sowie Alternativen zum privaten Auto – wird allerdings auch nach dem Abklingen der Pandemie bestehen bleiben. Wir sind überzeugt, dass sich die Mobilitätsbranche mit disruptiven Innovationen wie DRT-Systemen, multimodalem Verkehr und der Entwicklung von Elektrofahrzeugen auseinandersetzen muss. Diese Entwicklungen werden in Zukunft zu einer völlig neuen Mobilitätslandschaft beitragen und den Markt im Jahr 2022 und darüber hinaus mit Sicherheit umgestalten.

 

Die Interviewpartnerin

Isabelle Linicus ist Head of Business Development and Partner Management bei Mobimeo. Mit ihrem fundierten Wissen über den Mobilitätssektor und seine Akteure definieren sie und ihr Team den Go-To-Market-Ansatz von Mobimeo.

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